13.3 Kommunikationstools
 
Mittlerweile tummeln sich im Internet derart viele Kommunikationsmedien und Community-Systeme, dass es schwierig ist, einen Überblick zu behalten. Um etwas mehr Klarheit zu schaffen, wollen wir daher hier kurz auf einzelne Typen eingehen.
13.3.1 E-Mail
 
Die wohl grundlegendste Form der computervermittelten Kommunikation besteht aus einfachen Textnachrichten, die gezielt an einen (oder mehrere) Empfänger geschickt werden können. Die Verbindung ist asynchron, der Empfänger kann frei bestimmen, wann er die Botschaft lesen möchte. Auch in Joomla! gibt es ein Message-System, mit dem man eine Nachricht direkt an einen User schicken kann. Er erhält sie dann, wenn er sich das nächste Mal im System anmeldet.
Es handelt sich also um eine persönliche Kommunikation; der Adressatenkreis ist in der Regel bekannt. Zudem sind direkte Botschaften eine Form der privaten Unterhaltung, bei denen im Normalfall nur die beiden Kommunikationspartner mitlesen können. Sie sind also ein gutes Mittel, um persönliche Beziehungen zwischen Community-Teilnehmern herzustellen. Hier können auch Dinge besprochen werden, die nicht von direktem Interesse für die Community sind und in anderen Medien wie Foren nur als Datenmüll Platz verschwenden würden.
13.3.2 Chat
 
Der Chat ist eine der wenigen synchronen Varianten der Netzkommunikation. Mehrere Personen befinden sich in einem so genannten Chatroom, der durch ein Feld zur Textausgabe dargestellt wird. Jeder Teilnehmer kann in einem separaten Feld seine Beiträge formulieren und diese dann abschicken. Sie werden sofort für alle im Ausgabefeld unter den bisherigen Einträgen sichtbar. Es gibt mehrere Varianten. Man findet öffentliche Chatrooms, in denen sich jeder mit allen Teilnehmern unterhalten kann, und private Räume, in denen Tele-Konferenzen abgehalten werden. Auch das Instant Messaging, bei dem Botschaften zwischen zwei Leuten ausgetauscht werden, die gerade online sind, kann als eine Form des Chat betrachtet werden.
Chat ist ebenfalls eine Kommunikationsform mit bekanntem Teilnehmerkreis. Man wird ihn vor allem da einsetzen, wo schnelle Lösungen gefunden werden sollen, oder natürlich einfach zur Kontaktpflege. Da mehrere Personen gleichzeitig an einem Chat teilnehmen können, stellt er auch eine Art von Telekonferenz dar, die aufwändige Korrespondenz zwischen den Teilnehmern ersparen kann.
13.3.3 Adressen
 
Eine gemeinsame Adressenliste, in die sich jeder, der erreichbar sein will, eintragen kann, ist natürlich auch eine Art der Gruppenkommunikation. Dabei geht es in der Regel um Kontaktaufnahme, wie man sie in Flirtbörsen finden kann. In größeren Communities, die sich auch auf eine Gruppe in der realen Welt gründen, kann die Bereitstellung von Kontaktinformationen wesentlich zur Effizienz beitragen. Zur Adresse werden noch weitere Informationen mit ausgeliefert, die durchsuchbar sind. Ein Interessent kann sich dann aufgrund dieser Angaben für ihn interessante Personen aussuchen und Kontakt aufnehmen.
13.3.4 Kalender
 
In einen Webkalender können alle Beteiligten einer Gruppe ihre Eintragungen machen. Er dient daher wie das Adressbuch der Organisation einer Gruppe. Meist hat ein ausgewählter Kreis die Möglichkeit, über ein Formular einen Termin einzutragen. Diese Termine werden dann im Kalender angezeigt, können einer Benutzergruppe zugeordnet werden und gegebenenfalls per E-Mail versendet werden.
Kalender dienen in der Regel der Koordination von Gruppen, die sich untereinander kennen, und sind daher nicht in der Öffentlichkeit zugänglich. Anders ist das beispielsweise bei Veranstaltungskalendern einer Stadt, in die jeder Veranstalter sein Ereignis eintragen kann.
13.3.5 Dateiverwaltung
 
Oft genug noch wird in einer Community die gemeinsame Arbeit über den Austausch von Dateien geregelt. Dateiverwaltungen stellen in der Regel dazu die nötige Funktionalität her. Das bedeutet, dass Dateien auf die Seite hoch- und von der Seite heruntergeladen werden können. Sie können umbenannt, in Ordnern organisiert, kopiert und verschoben werden. Einige Dateiverwaltungen erlauben das Online-Bearbeiten zumindest von Textdateien.
Diese Art der Zusammenarbeit, die sehr oft in abgeschlossenen Bereichen stattfindet, wird man wählen, wenn man in Formaten arbeitet, die im Web nicht unterstützt werden. Bei nicht-textuellen Daten wie Audio oder Video bleibt gar keine andere Wahl. Aber auch die Anreicherung von Diskussionsbeiträgen oder Artikeln um Skizzen oder Tondokumente ist ein mögliches Anwendungsgebiet.
13.3.6 Forum
 
Foren oder Bulletin Boards wurden als Diskussionsmedien konzipiert. Sie sind in Diskussionsstränge aufgeteilt, die sich jeweils um ein Thema drehen. Jeder Teilnehmer kann so einen Thread eröffnen, indem er über ein Formular im Web einen ersten Beitrag schreibt. Nun können andere Forumsteilnehmer darauf antworten. Ihre Erwiderung wird meistens direkt unter dem ersten Beitrag ausgegeben. In komplexeren Foren können sich die Threads auch aufspalten und hierarchisch vertiefen. So kann man die Antwort auf den ersten Beitrag geben oder ihn einer der schon existierenden Antworten zuordnen. Im Gegensatz zu Messages und Chat, die im Privaten stattfinden, sind Foren im Allgemeinen der Öffentlichkeit zugänglich, und jeder kann die Diskussionen verfolgen. Foren sind so zu einer unerschöpflichen Wissensquelle geworden; es gibt (fast) kein Thema, über das noch nicht diskutiert wurde. Allerdings kann die Suche nach der passenden Antwort ebenfalls zu einer nahezu unerschöpflichen Aufgabe werden, da man unter Umständen die komplette Diskussion lesen muss, um keine wichtigen Details zu verpassen. Es ist natürlich auch nicht immer garantiert, dass der Dialog zu einem sinnvollen Ende geführt wird.
Der Einsatz von Foren ist vielfältig. Oft werden sie als Wissenspool eingesetzt, um häufige Fragen zu dokumentieren und zu beantworten. Experten zu einem Thema tüfteln in Foren an Lösungen komplexer (Computer-)Probleme. Aber sie dienen auch dem Meinungsaustausch, der politischen Diskussion. In Online-Zeitungen werden Foren häufig eingesetzt, um bestehende Artikel zu kommentieren. Für die private Kommunikation sind Foren weniger geeignet, da alle Beiträge für jedermann lesbar sind und langfristig gespeichert werden.
13.3.7 Blog
 
»Web log«, also Online-Tagebuch, ist der Namensgeber für dieses Kommunikationsmedium. Es handelt sich um eine Liste mit Beiträgen, die nach Aktualität sortiert sind. Das neueste Element kommt im Gegensatz zu Foren immer zuerst. Die Beiträge werden zentral von einem oder wenigen Schreibern verfasst, und die Zielgruppe ist normalerweise das gesamte Netz. Viele Blogs haben ein Archiv, in dem auch alte Artikel wiedergefunden werden können. Oft gibt es eine Kommentarfunktion in Form eines Forums, so dass andere Nutzer den Beitrag anreichern oder kritisieren können. Auch eine Bewertung des Artikels ist häufig vorgesehen. Joomla! ist in seiner Struktur ebenfalls in vielerlei Hinsicht an Blogs angelehnt.
Blogs haben im zweiten Irakkrieg einige Berühmtheit erlangt, weil sie von Amateuren und Journalisten zur Berichterstattung genutzt wurden und so eine Art Gegenöffentlichkeit zu den herkömmlichen Nachrichtenmedien darstellten. Sie werden daher gern als Medium für Journalismus von unten betrachtet. Bei vielen Blogs kann dieser Anspruch jedoch nicht gehalten werden, es handelt sich oft um eine – sehr subjektive – Kommentierung des Geschehens. Die Blogosphäre (Welt der Blogs) zeichnet sich aber dadurch aus, dass sehr schnell auf aktuelle Ereignisse reagiert werden kann. Ein hoher Vernetzungsgrad macht Blogs zudem zu einem Sammel- und Strukturierungsinstrument für Webinhalte. Die meisten dieser Tagebücher haben sich einem bestimmten Thema verschrieben, über das sie die Informationen bündeln. Der Nachrichtencharakter wird dadurch verstärkt, dass sie über RSS-Reader abgefragt werden und wiederum zu Metablogs zusammengefasst werden können.
13.3.8 Wiki
 
Die nach Meinung der Autoren faszinierendste Entwicklung im Bereich der Community-Software sind Wikis (»wikiwiki« ist hawaiianisch für »schnell«). Das sind Webseiten, die im Idealfall jeder Besucher bearbeiten kann. Es handelt sich also um ein echtes Many-To-Many-Medium, bei dem der Leserkreis die gleichen Rechte wie die Gruppe der Schreiber hat. Alle Beteiligten arbeiten also am gleichen Text und verändern diesen. Der zufällige Leser sieht immer die aktuelle Fassung des Artikels. Damit es nicht zu einem größeren Chaos kommt, besitzen Wiki-Seiten eine History, über die alle Änderungen nachvollzogen werden können. Über spezielle Seiten kann man sehen, welche Seiten zuletzt oder sehr häufig bearbeitet wurden und somit einen Brennpunkt darstellen. Der Gemeinschaft kommt bei Wikis eine sehr große Bedeutung zu. Nur wenn sich die Teilnehmer kooperativ verhalten, kann ein Wiki funktionieren. Andererseits handelt es sich um ein sehr demokratisches Medium mit flachen Hierarchien, bei dem der Einzelne eine gewichtige Stimme hat. Das kann zu einem sehr hohen Motivationsfaktor bei der Beteiligung führen. Sowohl Wikis als auch Blogs arbeiten meistens mit einer vereinfachten Layout-Syntax, die das Erstellen von Inhalten nicht schwerer macht als das Schreiben von E-Mails.
Wikis können sehr vielfältig eingesetzt werden. Eine häufige Anwendung ist die Erstellung von FAQ-Seiten oder Problemlösungen. Der Leser muss sich nicht mehr wie in Foren durch einen gesamten Thread klicken, sondern sieht gleich die aktuelle Lösung. Wenn er dort einen Fehler findet, kann er ihn gleich beheben. Damit wird ein Artikel (im Idealfall) immer besser. Als Dokumentations- oder Wissensmanagement-Tool sind Wikis ebenfalls sehr beliebt, da sie durch das leichte Erstellen neuer Seiten, eine interne Verlinkung und die Suche einige Strukturierungsmechanismen bereitstellen, um das Wissen zu ordnen. Kurz gesagt, dort, wo es vorrangig um das Ergebnis und nicht so sehr um den Prozess einer kooperativen Aktion geht, sind Wikis ein sehr geeignetes Werkzeug.
13.3.9 Podcast
 
Die neueste Entwicklung im Bereich der kommunikativen Webapplikationen zielt darauf ab, die schriftliche Form zu überwinden. Podcasts stellen selbst produzierte Audio- und Videobeiträge im Internet zur Verfügung. Das Wort ist eine Zusammensetzung aus »iPod«, einem MP3-Player der Firma Apple, und »broadcasting«, dem englischen Begriff für »senden«. Ähnlich wie bei Blogs werden die neuesten Beiträge zuerst aufgelistet, so dass der Nachrichtencharakter erhalten bleibt. Derjenige, der einen Podcast empfangen will, benötigt einen Podcast-Empfänger, der die Informationen zu den einzelnen Beiträgen (Episoden) abholt, und eine Abspiel-Software, mit der die Mediendateien ausgegeben werden können. Der Reiz von Podcasts besteht darin, dass es sehr einfach ist, Episoden zu erstellen. Es reicht praktisch ein PC mit Mikrofon.
Podcasts können sehr verschiedene Inhalte haben. Ähnlich wie Blogs sind sie ein sehr schnelles Medium, das es ermöglicht, sehr zeitnah auf interessante Ereignisse zu reagieren. Sehr häufig sind Unterhaltungs- und Nachrichtenangebote zu finden. Auch Tutorials zählen zu den Stärken dieses Mediums.
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