19.2 Barrierefreiheit
 
Unter barrierefreien Webseiten versteht man Homepages, die von allen Besuchern ungeachtet technischer und/oder körperlicher Hürden ohne Einschränkungen benutzt werden können. Da dieses hehre Ziel im Prinzip nie vollständig umgesetzt werden kann, spricht man zumeist von barrierearmen Seiten. Barrierearme Seiten dienen nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern stellen einen Mehrwert für alle dar, beispielsweise für die Nutzung auf Handys, in exotischen Browsern, bei Präsentationen etc. Hürden sind beispielsweise:
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Kontrastarme Seiten für Menschen mit Farbfehlsichtigkeit. |
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Kleine Texte für Menschen mit Sehschwäche, beispielsweise ältere Mitbürger. |
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Bilder für Blinde, die Ihre Homepage mit einem Screenreader betrachten. |
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Ignorieren technischer Standards. Das beschränkt die Besucher auf bestimmte Browser. |
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Aktive Inhalte für Funktionalität. Sie schließen Menschen aus, die die entsprechenden Plugins nicht haben oder nicht haben wollen. |
Sie sehen also, dass es sich hier nicht nur um technische Lösungen handelt. Barrierearmut hat vor allem mit inhaltlichen Aspekten zu tun. Dennoch gibt es einige technische Mittel, mit denen man Zugangshürden reduzieren kann.
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Trennung von Inhalt und Design. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass Sie für Ihre Seiten valides XHTML verwenden und das Layout konsequent mit CSS gestalten. Tabellen oder unsichtbare Bilder zur Positionierung von Elementen sind tabu! |
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Veränderung der Darstellungsgröße. Verwenden Sie statt fixer Schriftgrößen relative Angaben. |
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Alternativtexte für multimediale Inhalte. HTML bietet die Möglichkeit, diese Inhalte mit Worten zu beschreiben. Nutzen Sie dies. |
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Inhalt muss linear ausgegeben werden können. Nur so können Screenreader u. Ä. die Seite in andere Medienformate umwandeln. |
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Funktionalität darf nicht von Plugins abhängen. Während Designelemente kein Problem darstellen, muss gewährleistet sein, dass ein Besucher Ihre Seite auch ohne zusätzliche Technik verwenden kann. |
Die Kardinalfrage ist also: Kann man mit Joomla! barrierefreie Seiten erstellen? Nachdem, was wir bisher schon über Templates und Gestaltung wissen, ist klar, dass die Frage positiv zu beantworten ist. Die Joomla!-Entwickler haben sich im »Joomla Accessibility1
Statement« (help.joomla.org/content/view/805/60) klar dazu bekannt, die Seiten in Hinblick auf Barrierefreiheit zu entwickeln. Ein gutes Beispiel für eine barrierefreie Seite mit Joomla! ist www.stiftung-deutsche-welthungerhilfe.de.
Allerdings ist die Barrierefreiheit zum gegenwärtigen Stand der Entwicklung nur mit etwas Aufwand bzw. einem Hack zu haben. Das Standardtemplate und die Menüs sind in Joomla! mit Tabellen positioniert. Problematisch sind vor allem die Ausgaben, die automatisch generiert werden. Ein relativ einfacher Weg, die meisten Tabellen loszuwerden, besteht aus drei Schritten:
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Ein Template ohne Tabelle müssen Sie selbst erstellen. |
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Binden Sie die Modulpositionen mit der Option –2 ein, also <?php mosLoadModule ( 'user1', –2 ); ?>. |
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Stellen Sie die Anzeige der Menüs auf »Flat list« um. Dann werden diese in <ul>-Tags ausgegeben und können mit CSS formatiert werden. |
Damit haben Sie noch keine barrierefreie Seite, die den Standards entspricht, sind dem aber schon einen großen Schritt näher gekommen. Natürlich müssen Sie noch in den Attributen eingebundener Bilder und Links dafür sorgen, dass alle nötigen Alternativtexte vorhanden sind.
Relativ einfach können Sie Joomla 1.0.8 fit für barrierearme Ausgaben machen. Laden Sie sich von der Seite www.run-digital.com den 508-Hack herunter. Diesen können Sie als Komponente installieren. Er ersetzt ca. 50 Dateien aus dem Joomla!-Core und sorgt dafür, dass der generierte Output tabellenlos ist.
Der Accessibility Hack, den Sie auf der Seite www.joomla-barrierefrei.de finden können, wird ebenfalls als Komponente installiert. Er ermöglicht es, für jeden Menüeintrag eine Tabulator-Position, eine Zugriffstaste und einen Definition-Tag zur Nummerierung der Menüelemente im Menu Manager anzugeben.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Sprechomat-Komponente, die Sie ebenfalls auf der genannten Seite finden. Sie erweitert jedes Inhaltselement um einen Link zu einem Service namens Sprechomat, der den Text als Audiodatei aufbereitet und verfügbar macht. Bei diesem Dienst müssen Sie sich allerdings zuvor registrieren.
1 Der englische Fachbegriff für Barrierefreiheit.
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